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Die Kampagne Berliner Unwille - kein Schlossneubau versucht u.a. das tatsächliche Verhältnis der damaligen und heutigen Berliner Bevölkerung zum Berliner Stadtschloss zu ergründen und seine städtebaulichen Eigenschaften zu untersuchen.

Der Nahmensbezug führt auf den Streit um die erste Ansiedlung der Hohenzollern an exponierter Stelle der Doppelstadt Berlin/Cölln zurück, dem Berliner Unwillen. Jahrelang setzte man sich gegen die drohende Unterwerfung zur Wehr, verlor dann aber die relative Eigenständigkeit, was sich fortan auch im Stadtwappen ausdrückte: der Berliner Bär durch den Adler zu Boden gedrückt und an ein Halsband gelegt. Auch die Baustellenbesetzung und Flutung des Rohbaues 1447/48 sind ein Meilenstein in der Geschichte des Stadtschlosses.

Im weiteren Verlauf seiner Geschichte verstärkte das stete Wachsen des Residenzbaues das Unbehagen, mit dem der Gebäudekomplex zunehmend auch städtebaulich als zu groß empfunden wurde. Das der Gesamtbaukörper zudem baukünstlerisch wenig reizvoll war brachte ihm im Volksmund den Beinahmen "Kasten" ein. Neben seiner Rolle als Machtzentrum des ungeliebten preußischen Militärstaates, was sich u.a. an den Kämpfen 1848 und 1918/19 ablesen lässt, ist die städtebauliche Stellung des Stadtschlosses höchst fragwürdig. Ohne ausreichend Platz dafür zu haben, wucherte der Baukörper zu einer Barriere: er teilte die längsstrukturierte Spreeinsel durch Querstellung, mit dem Apothekenflügel wurde auch die Ost-West-Verbindung verbaut. Zwar konnte man damals wenig gegen das Darstellungsbedürfnis der Monarchen tun, doch es muss dringend davor gewarnt werden, die städtebaulichen Fehler von einst zu wiederholen.

Den Widerspruch in der Argumentation der Schlossbefürworter gilt es zu beleuchten: Warum wird der Palast stets aus städtebaulichen Gründen dringend zu beseitigen dargestellt, obwohl seine Stellung völlig richtig auf die städtebauliche Situation eingeht? Er fügt sich zwischen Dom und Marstall ein zu einem Band und erzeugt trotz enormer Baumasse einen großen, zusammenhängenden und ideal südwestlich orientierten Platzbereich, was als städtebauliche Qualität gewertet werden muss. Die vielzitierte Einöde rührt eher von mangelhafter Nutzung des Platzbereiches her als von seiner Überflüssigkeit. Ähnliches gilt auch für den point de vue von den Linden aus gesehen: die echte raumbildende Platzwand ist einer gigantischen schrägstehenden "Mauer" der Schlossfassade eindeutig vorzuziehen. Diese verbaut eine offene Sichtbeziehung, die der Boulevard Unter den Linden auch als Reaktion auf sein westliches Ende zum Tiergarten hin, braucht.

Die Kampagne beinhaltet neben der Forderung nach einem offenen Ideenwettbewerb und einer Zwischennutzung des Palastes ein klares Votum für die Weiterentwicklung des vorhandenen Ensembles mit lediglich reminiszenzartigen Erinnerungen an das ehemalige Stadtschloss.


 

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